Das Jüdische Museum in Prag gehört zu den bedeutendsten jüdischen Museen weltweit. Es ist nicht nur eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Prag, sondern auch ein wichtiger Ort des Gedenkens und der Geschichte. Das Museum umfasst mehrere historische Standorte, die in Prag verstreut sind und die Vergangenheit der jüdischen Gemeinde der Stadt dokumentieren. Es bietet eine bewegende Reise durch die Geschichte des Judentums in Böhmen und Mähren und dient zugleich als Mahnmal für die Opfer des Holocaust.
Lage und Geschichte des Museums
Das Jüdische Museum wurde im Jahr 1906 gegründet, ursprünglich mit dem Ziel, jüdische Artefakte und Relikte zu bewahren, die während der großen Renovierung des Prager jüdischen Viertels Josefov zerstört oder entfernt wurden. Heute besteht das Museum aus sechs historischen Stätten, die alle Teil des ehemaligen jüdischen Viertels sind. Dazu gehören die Altneu-Synagoge, die Maisel-Synagoge, die Pinkas-Synagoge, die Klausen-Synagoge, die Spanische Synagoge und der Alte Jüdische Friedhof.
Während des Zweiten Weltkriegs und der Besatzung durch das nationalsozialistische Deutschland spielte das Museum eine außergewöhnliche Rolle, da die Nazis selbst beschlossen, viele jüdische Gegenstände und Artefakte im Prager Museum zu sammeln. Sie planten, Prag als eine Art „Museum einer untergegangenen Rasse“ zu nutzen. Dies führte paradoxerweise dazu, dass viele wertvolle Kulturgüter erhalten blieben, die andernfalls zerstört worden wären.
Die wichtigsten Standorte des Jüdischen Museums
Das Museum erstreckt sich über mehrere historische Stätten im jüdischen Viertel Josefov, die zusammen eine eindrucksvolle und umfassende Ausstellung bilden. Hier sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten:
1. Die Maisel-Synagoge
Die Maisel-Synagoge ist eine der ältesten Synagogen in Prag und beherbergt eine Ausstellung zur Geschichte der Juden in Böhmen und Mähren. Hier kannst du die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft von ihren Anfängen im Mittelalter bis zur Emanzipation im 19. Jahrhundert erkunden. Die Ausstellung zeigt eine Vielzahl von historischen Dokumenten, Manuskripten und rituellen Gegenständen, die einen tiefen Einblick in das jüdische Leben in der Region geben.
2. Die Pinkas-Synagoge
Die Pinkas-Synagoge ist vor allem als bewegendes Holocaust-Mahnmal bekannt. An den Wänden des Gebäudes sind die Namen von etwa 80.000 tschechischen und mährischen Juden eingraviert, die während des Holocaust ermordet wurden. Die schlichte, aber eindrucksvolle Ausstellung erinnert an das Schicksal der jüdischen Bevölkerung und ist ein Ort des stillen Gedenkens. Im oberen Stockwerk der Synagoge befindet sich eine Ausstellung mit Kinderzeichnungen aus dem Konzentrationslager Theresienstadt, die das tragische Schicksal der jüdischen Kinder während des Holocaust dokumentieren.
3. Die Klausen-Synagoge
Die Klausen-Synagoge beherbergt eine Ausstellung über jüdische Bräuche und Traditionen. Hier erfährst du mehr über das religiöse und alltägliche Leben der jüdischen Gemeinde, einschließlich Feiertage, Rituale, Gebete und Bräuche. Besonders beeindruckend ist die Sammlung jüdischer ritueller Gegenstände wie Torarollen, Kidduschbecher, Gebetsschals und Menoras. Diese Ausstellung gibt einen detaillierten Einblick in das kulturelle Erbe der Juden in Prag und der Region.
4. Die Spanische Synagoge
Die Spanische Synagoge ist die prächtigste und jüngste der Prager Synagogen, erbaut im maurischen Stil. Sie ist bekannt für ihre wunderschön verzierten Innenräume mit bunten Ornamenten und goldenen Dekorationen. Hier befindet sich eine Ausstellung zur Geschichte der Juden in Böhmen und Mähren ab dem 19. Jahrhundert, mit einem Schwerpunkt auf der Zeit der Emanzipation und der schwierigen Entwicklungen im 20. Jahrhundert. Die Ausstellung zeigt auch das jüdische Leben während des Ersten und Zweiten Weltkriegs und die Erlebnisse der jüdischen Gemeinde unter dem kommunistischen Regime.
5. Der Alte Jüdische Friedhof
Der Alte Jüdische Friedhof ist einer der bekanntesten und ältesten jüdischen Friedhöfe in Europa. Er wurde im 15. Jahrhundert angelegt und diente bis zum 18. Jahrhundert als Begräbnisstätte. Aufgrund von Platzmangel wurden die Gräber oft in mehreren Schichten übereinander angelegt, was dem Friedhof heute ein besonders eindrucksvolles und dichtes Aussehen verleiht. Zu den bekanntesten Persönlichkeiten, die hier begraben sind, gehört der Rabbiner Jehuda Löw ben Bezalel, bekannt als der Schöpfer des Golems.
6. Die Altneu-Synagoge
Die Altneu-Synagoge ist die älteste erhaltene Synagoge Europas und noch immer ein aktives Gotteshaus. Erbaut im 13. Jahrhundert, ist sie ein wichtiges Zeugnis der mittelalterlichen jüdischen Kultur in Prag. Die Altneu-Synagoge ist bekannt für ihre gotische Architektur und hat eine besondere Bedeutung für die jüdische Gemeinschaft Prags.
Die Sammlungen des Museums
Das Jüdische Museum in Prag besitzt eine der größten und bedeutendsten Sammlungen jüdischer Kunst und Kultur weltweit. Zu den wichtigsten Sammlungen gehören:
- Ritualgegenstände: Das Museum verfügt über eine umfangreiche Sammlung von Gegenständen, die für den jüdischen Gottesdienst und religiöse Zeremonien verwendet wurden, darunter Torarollen, Silberarbeiten, Schabbat-Leuchter und vieles mehr.
- Manuskripte und Bücher: Eine wertvolle Sammlung historischer Manuskripte und Bücher, die die geistige und religiöse Tradition der jüdischen Gemeinde in Böhmen und Mähren dokumentieren.
- Textilien: Dazu gehören prächtige Torawimpel, Gebetsschals und jüdische Festtagskleidung, die kunstvoll gestaltet sind und die handwerklichen Fähigkeiten der jüdischen Gemeinschaft zeigen.
- Historische Dokumente: Das Museum besitzt zahlreiche Dokumente und Fotografien, die das jüdische Leben in Prag und Umgebung im Laufe der Jahrhunderte veranschaulichen.
Besondere Veranstaltungen und Bildungsprogramme
Das Jüdische Museum in Prag organisiert regelmäßig Sonderausstellungen, Führungen und Bildungsprogramme, um das Bewusstsein für die jüdische Geschichte und Kultur zu fördern. Es gibt Workshops, Vorträge und Konferenzen, die sich mit Themen wie Holocaust, jüdischen Bräuchen, Traditionen und der Geschichte des Judentums in Mitteleuropa beschäftigen. Diese Programme richten sich an Schüler, Studenten, Historiker und alle, die sich für jüdische Kultur interessieren.
Museumsshop und Souvenirs
Im Museumsshop findest du eine breite Auswahl an Büchern, Katalogen und Souvenirs, die sich mit jüdischer Kultur und Geschichte befassen. Besonders beliebt sind Repliken traditioneller jüdischer Kunstwerke und Judaika. Der Shop ist ein guter Ort, um ein besonderes Andenken an den Besuch mitzunehmen.
Barrierefreiheit und Besuchertipps
Das Jüdische Museum ist größtenteils barrierefrei zugänglich, wobei einige historische Gebäude aufgrund ihrer alten Bausubstanz möglicherweise schwierig zu erreichen sind. Es empfiehlt sich, für den Besuch der verschiedenen Standorte genügend Zeit einzuplanen – mindestens 2 bis 3 Stunden, um alle Synagogen und den Alten Jüdischen Friedhof zu besichtigen. Ein Audioguide ist in verschiedenen Sprachen erhältlich und bietet zusätzliche Informationen zu den einzelnen Exponaten.